Kommunales Krisen-Warn- und Informationssystem (KIWIS)

Während länger andauernder Schadenslagen, z. B. Hitze- und Dürreperioden, Hochwasser oder dynamischer Epidemien, ist die Bevölkerung in hohem Maße auf Informationen von öffentlichen Stellen angewiesen. Erst dadurch sind die Bürgerinnen und Bürger in der Lage, aktiv Selbst- bzw. Mithilfe zu leisten. Zentrales Schlüsselelement ist hierbei die adressatengerechte Information. Das Projekt KIWIS setzt genau hier an. Ziel ist es, mithilfe eines robusten Kommunikationssystems die betroffenen Menschen über ihre Krisensituation verlässlich aufzuklären und zu lenken, damit potenzielle Folgeschäden minimiert werden können.

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Mögliche Szenarien im Projekt KIWIS.

Dieses Projekt setzt auf die Selbsthilfe der Bevölkerung in Krisensituationen und zielt darauf ab, dieses immanente Leistungsvermögen aktiv zu fördern. Relevante Schadenslagen sind beispielsweise Hitze- und Dürreperioden, Hochwasser oder auch Epidemien. Sie sind gekennzeichnet durch eine mitunter hohe Dynamik, geografische Unterschiede der Schäden und einen möglichen Ausfall der üblichen Kommunikationswege. Gleichzeitig stehen öffentliche Stellen wie Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) vor der Herausforderung, den hohen Informationsbedarf der Bevölkerung zu decken. Dieser beschränkt sich nicht nur auf die amtliche Warnung vor akuten Gefahren, sondern besteht zu einem großen Teil aus Information, Aufklärung und Lenkung der Bevölkerung. Beispiele sind konkrete Handlungsempfehlungen, besondere Verhaltensregeln, Informationen zum Status der Gefahrenlage, Standpunkte von Anlaufstellen, Einschränkung der Öffnungszeiten öffentlicher Einrichtungen oder Hinweise zur eingeschränkten Verfügbarkeit der Versorgungsinfrastruktur. Zusätzlich unterscheidet sich der Informationsbedarf hinsichtlich verschiedener Personengruppen und der betroffenen Örtlichkeiten. Z. B. sind Informationen zu Schul- und Kita-Schließungen größtenteils für Eltern relevant, Mitteilungen über Straßensperrungen nur für Autofahrer und der Standpunkt lokaler Anlauf- und Versorgungsstellen unterscheiden sich für jedes Stadtviertel.

Die undifferenzierte Ausbringung von Informationen an die gesamte Bevölkerung führt zu einer Informationsüberflutung und damit potenziell zur Nichtbeachtung (auch als »alert-fatigue« bekannt). Schwer verständliche Mitteilungen können ferner eine Verunsicherung bewirken, welche sich messbar in vermehrten Anrufen beim Bürgertelefon der Stadt und sogar in der Leitstelle der Feuerwehr widerspiegelt.

Um dies zu vermeiden, ist eine zielgerichtete Vermittlung notwendig, die sowohl zwischen Adressatengruppen unterscheidet als auch örtliche Anpassungen berücksichtigt und jederzeit leicht verständlich ist.

Daher entwickelt Fraunhofer FKIE gemeinsam mit Partnern im Projekt KIWIS ein zielgerichtetes, adressatengerechtes und robustes Warn- und Informationssystems für den lokalen Einsatz in länger andauernden Schadens- und Krisenlagen.

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Die vier Anforderungen an das Kommunale Krisen-Warn- und Informationssystem.

Das Projekt KIWIS konzipiert – mit dem Ziel der Umsetzung und dauerhaften Etablierung – ein holistisches und robustes Warn- und Informationssystems, das alle relevanten Anteile der Krisenkommunikation berücksichtigt. Der Fokus liegt dabei auf einem bürgernahen und ergänzenden Informationsangebot zur Krisenbewältigung.

Durch die enge Zusammenarbeit zwischen sozialwissenschaftlichen und technischen Disziplinen betrachtet KIWIS das Thema Bevölkerungswarnung ganzheitlich. Es bezieht schon von Beginn an die Bevölkerung proaktiv mit in die Forschung ein. Hierfür werden besonders eingeschränkte vulnerable Gruppen interviewt, um diesen einen Zugang zu Warn- und Informationsmöglichkeiten zukünftig zu erleichtern und zu verbessern. So können neue Ansätze und nachhaltige Lösungen entwickelt werden, die den Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen und so besser angenommen werden.

Das Fraunhofer FKIE untersucht und bewertet existierende Warn- und Informationssysteme hinsichtlich ihrer Eignung für eine zielgruppenorientierte, adressatengerechte und lokalspezifische Informationsausbringung sowie hinsichtlich der Robustheit gegenüber dem Ausfall von Infrastruktur-Komponenten. Dabei sollen bestehende Schwachstellen bzw. Abhängigkeiten identifiziert werden.

Für ein zukünftiges Warn- und Informationssystem lassen sich auf Basis dieser Untersuchung vier zentrale Anforderungen ableiten:

Zielgerichtete Information

Das System unterstützt die selektive Zustellung von relevanten Informationen für bestimmte Personengruppen. Es soll in der Lage sein, beispielsweise gezielt nur Eltern, Autofahrer oder Bahnpendler zu adressieren.

Adressatengerechte Information

Der konkrete Informationsbedarf eines jeweiligen Adressaten soll abgedeckt werden. Hierbei muss die Barrierefreiheit so gewährleistet sein, dass Darstellungsform und Inhalte für den Empfänger erfassbar und verständlich sind.

Regional beschränkte Information

Die Ausbreitung von Informationen soll örtlich auf relevante Gebiete beschränkt werden können bzw. die Information für unterschiedliche Gebiete anpassbar sein.

Robuste Information

Der Warn- und Informationsdienst (ggf. in angepasster oder eingeschränkter Form) muss auch bei Ausfall von Teilen der Kommunikationsinfrastruktur oder Stromversorgung über einen zeitlich beschränkten Zeitraum aufrechterhalten werden können.

Die Umsetzung im Rahmen eines Strategiekonzeptes beschränkt sich in der ersten Projektphase hauptsächlich auf die Aspekte technische Datenübertragung und inhaltliche Informationsvermittlung. Beide Aspekte werden als integrale Bestandteile einer effektiven Risiko- und Krisenkommunikation jeweils durch das Fraunhofer FKIE und die Feuerwehr Köln erarbeitet.

Das entwickelte Konzept dient als Rahmenwerk, um weitere Schutzmaßnahmen zu erarbeiten. In der zweiten Projektphase soll KIWIS vorgestellt und im Modellgebiet demonstriert werden. Zudem soll insbesondere der Bürgerdialog nach dem Ende des Projekts fortgeführt werden, damit das System in einen stetigen Wirkbetrieb übergehen und auch als Vorlage für weitere Kommunen dienen kann.

 

Das Verbundprojekt »Kommunales Krisen-Warn- und Informationssystem« (KIWIS) wird im Zuge der Bekanntmachung »SifoLIFE – Demonstration innovativer, vernetzter Sicherheitslösungen« gefördert durch das BMBF im Rahmen des Programms »Forschung für die zivile Sicherheit« der Bundesregierung (Bekanntmachung).

 

 

 

Projektträger

VDI Technologiezentrum

Projektkoordinator

Stadt Köln

Verbundpartner

Stadt Köln

Fraunhofer FKIE

Assoziierte Partner

NetCologne Gesellschaft für Telekommunikation mbH

LVR-Inklusionsamt