Gedenktafel an Kölner Hohenzollernbrücke erinnert an Geburtsstunde des Radars

Am 17. Mai 1904 fand an der Kölner Hohenzollernbrücke ein öffentliches Experiment statt, das fortan als Meilenstein der internationalen Ingenieurskunst in die Geschichte eingehen sollte. Dem Erfinder Christian Hülsmeyer gelang es an diesem Tag erstmals, auf dem Rhein fahrende Schiffe anhand von Reflexionen hochfrequenter elektromagnetischer Wellen zu erkennen: Es war die Geburtsstunde des Radars. Am 19. Oktober wird im Rahmen eines Festakts eine Gedenktafel enthüllt, die an diesen historischen Meilenstein der Technikgeschichte erinnert.

Erfinder, Hochfrequenzphysiker und Unternehmer: Bei der ersten erfolgreichen Demonstration des Radars an der Kölner Hohenzollernbrücke im Jahr 1904 war Christian Hülsmeyer gerade 22 Jahre alt.
Mittels des von ihm entwickelten Telemobiloskops gelang es Christian Hülsmeyer am 17. Mai 1904 erstmals, auf dem Rhein fahrende Schiffe anhand von Reflexionen hochfrequenter elektromagnetischer Wellen zu erkennen: die Geburtsstunde des Radars.

Bei der Vorstellung seiner Erfindung war der Hochfrequenzphysiker Christian Hülsmeyer (1881-1957) gerade 22 Jahre alt. Der junge Mann behauptete, mithilfe seines »Telemobiloskops« Schiffe selbst bei Dunkelheit und Nebel verlässlich orten zu können. In seinem Versuch richtete er die Antennen des Geräts auf den Rhein – und tatsächlich: Sobald sich Schiffe näherten, reflektierten sie die Wellen. Das Telemobiloskop empfing die Reflexionen, und zusätzlich zu einer Glocke, die es zu ihrer Meldung ertönen ließ, zeigte das Gerät sogar die Richtung an, aus der sie sich näherten.

Das Kölner Tageblatt berichtete am Tag danach:

 

(…) Das Gerät arbeitete äußerst präzise. (…)
Die Zuschauer fühlten sich als Zeugen der ersten Demonstration
einer der wichtigsten Erfindungen unserer Zeit.

 

Vor dem Hintergrund, dass auch Heinrich Hertz (1857-1894), der Entdecker der elektromagnetischen Wellen, eine Physik-Professur nahe Bonn innehatte, darf das Radar somit als durch und durch »rheinische« Erfindung betrachtet werden. Das internationale Ingenieurwesen datiert die Entdeckung des Radars in jedem Fall unbestritten auf jenen 17. Mai 1904 in Köln.

Initiator der mit der Anbringung der Brückenplakette nun erfolgenden Dauerwürdigung dieser Sternstunde der Technikgeschichte ist das »Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE)«, das mit mehr als 423.000 Mitgliedern in über 160 Ländern die größte Ingenieursgesellschaft weltweit darstellt. Hugh Griffiths, IEEE Fellow und Professor am University College London, erläutert: »Hülsmeyer hatte die Vision eines Geräts, das Objekte mit reflektierten elektromagnetischen Signalen erkennen kann, und er entwarf, baute, demonstrierte und patentierte eine Vorrichtung, die dies tat. Es ist richtig, dass er die Anerkennung für die Erfindung des Radars erhält.«

Die Radar- und Hochfrequenztechnik findet heute in vielen Bereichen des täglichen Lebens Anwendung. Eines der führenden Forschungsinstitute in diesem Feld ist das Fraunhofer FHR in Wachtberg. Institutsleiter Prof. Dr. Peter Knott: »Die Radartechnologie ist heute allgegenwärtig und zu einem wichtigen Bestandteil vieler Systeme in unserer Gesellschaft geworden. Wir freuen uns sehr, dass Christian Hülsmeyer, ein wichtiger Pionier auf diesem Gebiet, mit diesem Meilenstein Anerkennung gefunden hat.«

Prof. Dr. Wolfgang Koch, IEEE Fellow, Leiter der Abteilung »Sensordatenfusion« des Schwesterinstituts Fraunhofer FKIE und Initiator der Hülsmeyer-Ehrung, blickt in die Zukunft: »In gewisser Weise hat Hülsmeyer den Grundstein der modernen Sensortechnik gelegt. Künstliche Sinnesorgane werden uns noch weit mehr umgeben. Vielleicht ist hier am Kölner Rheinufer auch die Sensordatenfusion in nuce geboren, ja sogar die künstliche Intelligenz. Denn nur Algorithmen machen aus Messungen Information. Möge der Menschheit zu Segen gereichen, mögen wir die Gefahren meistern.«

 

HINWEIS: Gerne vermitteln wir auch nach dem 19. Oktober 2019 Interviewpartner zum Thema Christian Hülsmeyer und die Geschichte und Zukunft des Radars.