Fraunhofer FKIE: Erhebliche Sicherheitsmängel bei Home Routern festgestellt
Es sind alarmierende Ergebnisse, die das Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE jetzt in seinem aktuellen »Home Router Security Report 2020« veröffentlicht: Bei fast allen Geräten von insgesamt 127 getesteten Routern für Privatnutzer von sieben großen Herstellern wurden Sicherheitsmängel festgestellt, teilweise sogar ganz erhebliche. Diese reichen von fehlenden Sicherheitsupdates, über einfach zu entschlüsselnde, hartcodierte Passwörter bis hin zu bereits bekannten Schwachstellen, die eigentlich längst behoben sein müssten.
Per Stichtag 27. März 2020 hatte sich das Team von Peter Weidenbach und Johannes vom Dorp aus der Abteilung »Cyber Analysis & Defense« des Fraunhofer FKIE die neueste verfügbare Software heruntergeladen. Diese wird auch seitens der Hersteller den Kunden angeboten, die einen dieser 127 Router zu Hause als Privatnutzer verwenden.
Mithilfe des vom Fraunhofer FKIE entwickelten »Firmware Analysis and Comparison Tools« (FACT) wurden die Sicherheitsmängel aufgezeigt: »Die Auswertung hat ergeben, dass kein einziger Router ohne Fehler war. Manche waren sogar von Hunderten bekannter Schwachstellen betroffen. 46 Router hatten in den letzten zwölf Monaten kein Sicherheitsupdate erhalten«, berichtet IT-Security-Experte und FKIE-Wissenschaftler Peter Weidenbach. Der Extremfall unter den geprüften Geräten hatte sogar 2.000 Tage lang kein Sicherheitsupdate mehr erhalten.
Verschiedene Sicherheitsaspekte standen für die FKIE-Wissenschaftler für ihren Bericht im Fokus, darunter neben den Sicherheitsupdates auch die Frage, welche Betriebssystemversionen verwendet werden und inwieweit kritische Sicherheitslücken diese Versionen beeinflussen. Mehr als 90 Prozent der getesteten Home Router setzen Linux als Betriebssystem ein, allerdings werden oftmals sehr alte Versionen genutzt. An dieser Stelle macht vom Dorp den Herstellern auch den größten Vorwurf. »Linux arbeitet permanent daran, Sicherheitslücken in seinem Betriebssystem zu schließen und neue Funktionalitäten zu erarbeiten. Die Hersteller müssten eigentlich nur die aktuellste Software aufspielen, aber sie integrieren diese nicht in dem Maße, wie sie es könnten und müssten.«
Auch der Umgang mit dem Thema Passwörter hat die FKIE-Wissenschaftler erstaunt: »Etliche Router haben einfach zu knackende oder bekannte Passwörter bzw. hartcodierte Anmeldedaten, die vom Benutzer auch nicht geändert werden können.« Gleichzeitig entdeckten sie zahlreiche Sicherheitslücken, die schon lange bekannt sind und die Hersteller längst hätten beseitigen müssen.
Für Weidenbach völlig unverständlich ist, dass seitens der Hersteller von Home Routern die von ihm und seinem Team behandelten Sicherheitsaspekte nicht deutlich mehr im Fokus stehen. »Man erkennt sofort, dass die Anbieter völlig unterschiedlich mit vorhandenen Sicherheitslücken und deren Beseitigung umgehen.« So lege AVM mehr Wert auf Sicherheitsaspekte als die anderen Anbieter, auch wenn AVM Router ebenfalls nicht ohne Sicherheitsmängel seien. Gleichzeitig seien ASUS und Netgear in einigen Punkten zuverlässiger als D-Link, Linksys, TP-Link und Zyxel.
Vom Dorp: »Unser Test hat gezeigt, dass eine groß angelegte automatisierte Sicherheitsanalyse von Home Routern durchaus möglich ist. Und die Vielzahl der aufgeführten Schwachstellen zeigt, dass die Hersteller noch viel mehr Anstrengungen unternehmen müssen, um die Geräte deutlich sicherer zu machen.«