NATO prämiert internationales Team um FKIE-Wissenschaftler für wegbereitende Forschung für das Gefechtsfeld der Zukunft
Für ihre engagierte Leitung und Mitarbeit in der NATO STO Research Task Group »Full-Duplex Radio Technology for Military Applications« (IST-175-RTG) wurden die Fraunhofer FKIE-Wissenschaftler Prof. Dr. Marc Adrat, Dr. Markus Antweiler und Matthias Tschauner jetzt mit dem »NATO Information Systems Technology (IST) Panel Team Excellence Award« ausgezeichnet. In ihrer Begründung stellt die Jury die große Bedeutung ihrer Forschung für die NATO heraus: Die neu entwickelte »In-Band Full-Duplex«-Technologie bereite den Weg für die militärische Überlegenheit der Allianz im elektromagnetischen Spektrum. Für wesentliche Schlüsseldisziplinen auf dem Gefechtsfeld der Zukunft, ob in der Kommunikation oder bei der Drohnenabwehr, sei die Technologie von höchster praktischer Relevanz für künftige NATO-Einsätze.
»Kernvorteil der ‘In-Band Full-Duplex‘-Technologie ist, dass zwei Funktionen – Senden und Empfangen – echt zeitgleich auf der gleichen Frequenz durchgeführt werden können«, erläutert Gruppen-Chair Adrat die Innovation des neuen Verfahrens. »Bislang mussten beide Funktionen entweder im Wechsel nacheinander oder auf unterschiedlichen Frequenzen stattfinden.« Das neue Verfahren erlaubt es, das Problem der Signalüberlagerungen, sogenannten Eigeninterferenzen, zu lösen, und ermöglicht dank des zeitgleichen Nutzens beider Funktionen, die spektrale Effizienz und damit den Datendurchsatz zu verdoppeln. Als konkreten Vorteil im Einsatz bringt dies eine deutliche Optimierung des militärischen Funkverkehrs und somit deutlich verbesserte und lagebildsicherere Einsatzbedingungen für die Soldatinnen und Soldaten.
Technologische Optimierung der Kommunikations- und Electronic Warfare-Fähigkeiten
Zu letzteren trägt die Technologie auch bei der Erkennung und Abwehr von Drohnensignalen bei. Drohnen sind, wie der Ukraine-Krieg seit nunmehr über tausend Tagen zeigt, das bestimmende Aufklärungs- und Wirkmittel auf dem modernen Gefechtsfeld. Die frühzeitige und zuverlässige Detektion und Abwehr von Drohnensignalen ist somit ein wichtiges Instrument für den Erhalt taktischer Überlegenheit. Das neue »In-Band Full-Duplex«-Verfahren kann hierbei unterstützen, indem es erstmals das echt zeitgleiche Sensing (Erkennen) und Jamming (Stören) von Drohnensignalen ermöglicht. Bislang ist es erforderlich, Pausen für die Erfolgskontrolle des Jammings einzuplanen.
Nachfolge-Forschungsgruppe führt Arbeit fort
Im November 2023 hat die NATO-Forschungsgruppe ihre Arbeit regulär beendet, doch das wichtige Forschungsthema wird fortgeführt: So hat die neue Research Task Group »Cosite-Interference Cancellation for Military Systems and Defence Applications« (IST-222-RTG) bereits die Nachfolge angetreten, in der Adrat, Antweiler und Tschauner erneut als Chair, Mentor und Wissenschaftler mitwirken. Neuer Forschungsauftrag ist es, die bislang für ein einzelnes Funkgerät erzielten Ergebnisse auf mehrere, kollokierte Funkgeräte zu erweitern (Cosite-Interferenzen). Dass die Gruppe von zuvor acht auf nunmehr zehn beteiligte Nationen angewachsen ist, bestätigt das große Interesse an der Weiterbearbeitung des Themas.