Hanna, du bist 2011 nach drei Jahren spannender Forschung als Postdoc am Bonn-Aachen International Center for Information Technology (b-it) ans Fraunhofer FKIE gewechselt. Wie kam es dazu?
Hanna: Meine Arbeit am b-it hatte zwar bereits einen Anwendungsbezug, da dort klassisch universitäre Forschung und Lehre mit Kollaborationen mit der Industrie verbunden werden, aber ich wollte noch stärker für die Industrie forschen. Und es ist nun einmal so: Auf der Suche nach anwendungsorientierter Forschung kommst du am Namen »Fraunhofer« einfach nicht vorbei!
Neben deiner Leidenschaft für anwendungsorientierte Forschung hast du auch eine große Familie und bist engagierte Mama von vier Kindern. Wie bringst du diese Leidenschaften in Einklang?
Hanna: Ohne die Unterstützung meiner Kollegen, der flexiblen Arbeitsgestaltung in Teilzeit und der Tatsache, dass meine Vorgesetzten sich ohne Vorurteile darauf eingelassen haben, wäre es nicht möglich gewesen, den Spagat zwischen der Betreuung meiner Kinder und der anspruchsvollen wissenschaftlichen Arbeit zu bewerkstelligen. Dafür bin ich sehr dankbar. So konnte ich beispielsweise in der Zeit, als meine Kinder noch sehr klein waren, überwiegend in Wachtberg arbeiten. Das hieß für mich, planbare und regelmäßige Arbeitszeiten zu haben, während die Kollegen die meisten Dienstreisen übernahmen. Natürlich ist es aber auch so, dass man für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen entsprechenden Willen und Kraft mitbringen muss. Die spannenden Themen und Gestaltungsmöglichkeiten, die jeder Mitarbeiter hier hat, haben es mir aber immer wieder leichtgemacht, diese notwendige Energie aufzubringen!
Bevor du 2016 die Leitung der Forschungsgruppe »Architektur verteilter Führungssysteme« übernommen hast, hast du an der institutseigenen Führungsakademie zur Entwicklung von Nachwuchsführungskräften teilgenommen. Was war für dich das Wesentliche, das du aus dieser mitgenommen hast?
Hanna: Die Führungsakademie war für mich eine wichtige Chance und hat mich wirklich weitergebracht, auch wenn man erst im Nachhinein – im Alltag – feststellt, wie es nachwirkt. Der Mentoring-Baustein beispielsweise war sehr wichtig, um mir über meine Persönlichkeit und Wünsche klar zu werden, und das umfangreiche Seminarprogramm für die Handhabung der Führungstools.
In deiner Zeit am Fraunhofer FKIE hast du schon in vielen verschiedenen Projekten gearbeitet. Gibt es etwas, von dem du sagen würdest, dass es die Arbeit am Institut besonders prägt?
Hanna: Ja. Zuallererst ist das die beratende Funktion, die man für den Auftraggeber einnimmt. Wir betreiben Wissenschaft für den Kunden, da muss man die Probleme, die es für ihn zu lösen gilt, und seine Anforderungen genau verstehen. Andersherum bietet das Fraunhofer FKIE dir auch die Möglichkeit, Themen, an denen du selber Spaß hast, und Ideen, für die du brennst, weiter voranzutreiben. Die größte Belohnung ist es dann, wenn man zusehen darf, wie die vermeintlich »verrücktesten« Ideen langsam gedeihen und schließlich Gestalt in Form von konkreten Prototypen annehmen, die umgekehrt wiederum das Interesse neuer Kunden wecken und ihnen Hilfestellung bei vermeintlich unlösbaren Problemen bieten. Das macht einen stolz!
Was gefällt dir an deiner Arbeit am Fraunhofer FKIE besonders?
Hanna: Hier am Institut herrscht ein hoher Grad an Interdisziplinarität. Experten aus so unterschiedlichen Bereichen wie der Ergonomie, der Linguistik, der Algorithmik und der Softwareentwicklung werden am FKIE zusammengebracht. Zudem hat man die Gelegenheit, sich in kürzester Zeit in neue Themen einarbeiten zu dürfen: Es gibt ein ständiges Lernen und Neu-Erarbeiten. Das schätze ich sehr.