Militärroboter treten zur Leistungsschau in Trier an

Die Vorbereitungen sind so gut wie abgeschlossen, alle Szenarios geplant, die Aufgaben abgestimmt: Vom 24. bis zum 28. Juni trifft sich die Elite der Militärrobotik zum 12. European Land Robot Trial (ELROB), der in diesem Jahr erstmals in Trier stattfindet. Auf dem Areal der Wehrtechnischen Dienststelle für landgebundene Fahrzeugsysteme, Pionier- und Truppentechnik messen sich 18 Teams aus der ganzen Welt in fünf herausfordernden Disziplinen und testen den aktuellen Leistungsstand ihrer robotischen Systeme. Das absolute Alleinstellungsmerkmal der ELROB gilt dabei auch in diesem Jahr: Realitätsnähe hat oberste Priorität.

© Fraunhofer FKIE/Fabian Vogl
Die Verwundetenrettung gehört auch bei der ELROB 2024 zu den Disziplinen. In diesem Jahr sind die Dummy-Puppen mit 70 Kilogramm Gewicht allerdings bedeutend schwerer als bisher.
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Programmieren bis tief in die Nacht: Quasi nonstop arbeiten die Teams bei der ELROB an ihren robotischen Systemen, um sie bestmöglich auf die Szenarien vorzubereiten.
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Gehören auch bei der 12. ELROB zum Organisations-Team: FKIE-Mitarbeiter Dennis Wildermuth (l.) und Hans-Ludwing Wolf.

Zum mittlerweile zwölften Mal richtet das Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE in Wachtberg den Leistungsvergleich aus – in enger Abstimmung mit dem Amt für Heeresentwicklung. »Die Szenarien und Aufgabenstellungen orientieren sich unmittelbar an den Bedürfnissen der Bundeswehr – und das aus gutem Grund«, erklärt Dr. Frank E. Schneider, stellvertretender Leiter der FKIE-Forschungsabteilung »Kognitive Mobile Systeme« (CMS). »Zwar ist die Robotisierung der Streitkräfte heute aktueller als je zuvor, aber gerade in der Militärrobotik gibt es noch immer deutliche Entwicklungsdefizite.«

Experten aller Seiten stehen in direktem Austausch

Vor diesem Hintergrund hat Schneider 2006 die erste ELROB organisiert, damals auf dem Truppenübungsplatz in Hammelburg. Seither findet die Großveranstaltung alle zwei Jahre an wechselnden Orten in Europa statt. »Unsere Idee ist es, internationale Experten der Anwenderseite mit Vertretern aus Forschung & Technik sowie der Industrie zusammenzubringen«, erklärt Schneider. »Die realen Aufgabenstellungen in Verbindung mit der Möglichkeit, sich vor Ort unmittelbar über die Bedürfnisse der Anwender auszutauschen, macht die ELROB für die Teilnehmer so spannend.«

Das unterstreicht nicht zuletzt das seit Jahren wachsende Teilnehmerfeld bei der ELROB. 18 Mannschaften haben 2024 ihre robotischen Systeme zu dem Leistungsvergleich angemeldet, knapp die Hälfte von ihnen gehen erstmals an den Start. Die weiteste Anreise haben die Teams aus Florida und Montreal, andere kommen etwa aus Schweden, Finnland, Polen und der Türkei nach Trier. Das Programm, das sie erwartet, ist durchaus eine Herausforderung. Aufklärung, Kampfmittelabwehr, Verwundetenrettung, Transport und Konvoi heißen die Überschriften der Disziplinen. Unter dem Vorsitz des amerikanischen Robotik-Experten Prof. Dr. Henrik I. Christensen bewertet eine international besetzte Jury, wie gut die Teams mit den jeweiligen Aufgaben zurechtkommen.

Fiktiver Unfall in einem Tunnel

Für die hat sich Schneiders Organisatoren-Team 2024 einiges an Neuerungen einfallen lassen. So geht es beim Aufklärungsszenario darum, nach einem fiktiven Unfall in einem Tunnel die örtlichen Gegebenheiten zu erkunden – erstmals sieht das Drehbuch dafür völlige Dunkelheit in dem rund 70 Meter langen Bauwerk vor. Verschlossene Türen, Hindernisse jedweder Art, selbst Sprengfallen sind mögliche Schwierigkeiten, die es darin für die Teams zu überwinden gilt.

In der Disziplin Konvoi hingegen müssen die Teilnehmer zum Beispiel mit Schwierigkeiten beim GPS-Signal rechnen – auch das eine Hürde mit direktem Realitätsbezug. Echte Schwergewichte mit 70 Kilogramm sind dieses Jahr die Dummy-Puppen, die in der Kategorie „CaseEvac“ geborgen werden müssen. In den vorherigen ELROB-Ausgaben waren die Dummies erheblich leichter.

Schnittstelle zwischen Militär und Wissenschaft

Am Entwurf der Aufgaben, Szenarien und des Bewertungssystems war in den vergangenen Monaten auch FKIE-Mitarbeiter Hans-Ludwig Wolf beteiligt – wie im Übrigen bei jeder ELROB-Ausgabe seit 2006. »Es geht uns darum, einen Parcours zu schaffen, der aus militärischer wie aus technisch-wissenschaftlicher Sicht reizvoll und für die Teams machbar ist«, erklärt er. Seit vier Jahren ist der 70-Jährige eigentlich im Ruhestand, den er für die ELROB allerdings gerne unterbricht: Wie seine FKIE-Kollegen Frank Höller und Dr. Matthias Nieuwenhuisen ist er in Trier als wissenschaftlicher Betreuer dabei, »als eine Art Schnittstelle zwischen Militär und Wissenschaft«, wie Wolf sagt.

Für ihn hat die ELROB auch bei der zwölften Auflage nichts von ihrem Reiz verloren: »Leute aus aller Welt kommen zusammen, programmieren bis tief in die Nacht an ihren Robotern und sind traurig, wenn ein 14-Stunden-Tag vorbei ist«, erzählt er. »Alle trägt ein großes Gemeinschaftsgefühl und Spaß an der Sache – das zu erleben, ist schon sehr besonders.«

12. European Land Robot Trial

24. bis 28.06.2024, Trier
Weitere Infos: www.elrob.org