Der Pionier der Radartechnik starb im Alter von 90 Jahren

Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von einem herausragenden Wissenschaftler, großartigen Kollegen und beeindruckenden Menschen: Im Alter von 90 Jahren ist Dr. Wulf-Dieter Wirth am 14. Februar 2025 nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Die Forschung verliert mit ihm einen Pionier auf dem Gebiet der Radartechnik, einen kreativen Vordenker und eine Persönlichkeit, die Generationen von Wissenschaftlern nachhaltig geprägt hat. Viele von uns verlieren einen hochgeschätzten Freund.

© Fraunhofer FKIE (Archiv)
Brillianter Wissenschaftler, geschätzter Kollege: Bis kurz vor seinem Tod forschte Dr. Wulf-Dieter Wirth für das Fraunhofer FKIE.

Die Geschichte des Fraunhofer-Instituts für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE in Wachtberg ist auf das Engste mit Wulf-Dieter Wirth verbunden. Seine Forscherkarriere nahm ihren Anfang allerdings in Berlin: Nach dem Studienabschluss an der dortigen Technischen Universität 1959 führte ihn ein Forschungsauftrag zum Thema »Radar – Signal – Digitalisierung« zunächst in die Abteilung Hochfrequenztechnik am Heinrich-Hertz-Institut. Mitte der 1960er Jahre folgte der Umzug ins Rheinland: Am neu gegründeten Forschungsinstitut für Funk und Mathematik (FFM), einem Vorgänger des Fraunhofer FKIE, übernahm Wirth die Leitung der Abteilung Elektronik.

Meilenstein in der Radartechnik

Mit der Konzeptionierung und Entwicklung eines elektronisch gesteuerten Radars (ELRA) mit Computer-Einsatz für die Flugsicherung und Luftverteidigung schuf Dr. Wirth in den folgenden Jahren ein System zur Flugraum-Beobachtung, das weltweit höchste Anerkennung fand und bis heute als Meilenstein in der Radartechnik gilt.

Das ELRA-System entwickelte Wirth mit seinen Mitarbeitern stetig weiter, arbeitete unter anderem zum Volumen-Array zur Erweiterung des Sichtbereichs, dem OLPI-Radar oder zu den Betriebsmodi und Betriebsparametern für Array-Radare. 1999 trat Wirth offiziell in den Ruhestand ein – und knüpfte nahtlos ein zweites Forscherleben am Fraunhofer FKIE an, das er ohne Unterbrechung bis zu seinem Tod fortführen sollte.

Zweites Forscherleben nach Eintritt in den Ruhestand

Auch in diesen 25 Jahren setzte Wirth Maßstäbe: 2001 – und in überarbeiteter Auflage 2013 – erschien sein Grundlagen-Werk »Radar Techniques Using Array Antennas«, in dem er seine Jahrzehnte umfassende wissenschaftliche Arbeit zusammenfasste. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen der FKIE-Forschungsabteilung »Sensordaten und Informationsfusion« (SDF) forschte er auf dem Gebiet der Battle Field Acoustics. Und zwar so innovativ, dass ein Patent zu ihrer Forschungsarbeit im August 2024 veröffentlicht wurde.

Die Forschung war für Wulf-Dieter Wirth – einst ein begeisterter Segler, bis zuletzt Cellospieler und Musikliebhaber – eine Lebensaufgabe, die er mit Neugier, Freude und Begeisterung erfüllte. Bei einem Festkolloquium anlässlich seines 90. Geburtstages beschrieb FKIE-Institutsleiter Professor Peter Martini den Jubilar: »Wer bei den Kolleginnen und Kollegen nachfragt, wer Wulf-Dieter Wirth für sie ist, hört häufig: Er ist ein großartiger Wissenschaftler, stets offen gegenüber allem Neuen, sehr nahbar. Er ist einfach ein feiner Mensch.«

Wulf-Dieter Wirth wird uns fehlen.