Carolin, du hast Elektrotechnik an der RWTH Aachen studiert. Wie bist du von dort zum Fraunhofer FKIE gekommen?
Carolin: Die Fraunhofer-Gesellschaft war mir natürlich schon im Studium ein Begriff. In meinem Master habe ich studienbegleitend das Femtec Career Building-Programm durchlaufen, in dem ich Fraunhofer allgemein und auch das Fraunhofer FKIE näher kennengelernt habe. Vom FKIE hatte ich auch schon von Kommilitoninnen und Kommilitonen gehört, die Vorlesungen von FKIE-Wissenschaftlern an der RWTH besucht haben. 2019 habe ich meinen Abschluss gemacht, dann wurde mein Sohn geboren und ich war in Elternzeit. Danach stellten sich für mich und meinen Mann die Fragen: Wo wollen wir arbeiten? Wo soll es hingehen? Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich wieder an das Fraunhofer FKIE erinnert. Und hier hat dann einfach das Gesamtpaket gestimmt: die Themen, die anwendungsorientierte Forschung, die uns zugesagt hat, die Möglichkeit, vielleicht auch zu promovieren, der Standort und die Familienfreundlichkeit. Ich habe mich dann einfach initiativ beworben und tatsächlich hat es geklappt.
Du und dein Mann, der auch am Fraunhofer FKIE arbeitet, seid beide Berufseinsteiger. Wie vereinbart ihr eure Karrieren mit eurem kleinen Sohn, eurer Familie?
Carolin: Die Bedingungen am FKIE sind für uns optimal: Es war überhaupt kein Problem, dass wir beide in Teilzeit arbeiten, was bei vielen Unternehmen dann doch schwieriger ist. Am FKIE war die Devise: »Ja, natürlich könnt ihr beide in Teilzeit anfangen!« Auch auf die genaue Stundenanzahl konnten wir uns beide flexibel mit unseren Vorgesetzten einigen – wirklich perfekt mit Kind.
Anfangs hatte ich zwar schon Sorge, ob ich dann auch nur als »halbes« Teammitglied wahrgenommen werde, aber das hat sich als völlig unbegründet herausgestellt. Zudem sind hier alle sehr flexibel, was die Arbeitszeiten angeht. Wäre das anders, könnte ich mir nicht vorstellen, wie das momentan (auch wegen der Corona-Pandemie) funktionieren sollte.
Ein wichtiger Bestandteil des Gesamtpakets »Fraunhofer FKIE« ist für dich die anwendungsorientierte Forschung. Warum?
Carolin: Das wissenschaftliche Arbeiten hat mir schon im Studium immer viel Spaß gemacht und während meiner Masterarbeit am DLR habe ich dann die etwas anwendungsorientiertere Forschung kennen- und schätzen gelernt. Ab da war mir klar, dass ich etwas in diese Richtung machen möchte. Und Fraunhofer fand ich sehr spannend: An der Uni bleibst du manchmal sehr in deiner eigenen Bubble und fokussierst dich auf deine Dissertation. Am Fraunhofer FKIE hingegen arbeiten wir im Team an Projekten, es gibt viel Austausch. Alle sind begeistert von Forschung und Wissenschaft und interessieren sich dafür, was du machst. Zudem sieht man hier, wie Erfindungen in der Praxis angewendet werden oder welche Forschungsinteressen und möglichen Anwendungen dahinterstehen.
Am Fraunhofer FKIE leistest du den Zwischenschritt zwischen Wissenschaft und Industrie. Auch mit Blick in die Zukunft ist das für mich wichtig: Durch die gemeinsamen Projekte mit der Industrie habe ich das Gefühl, Unternehmen viel persönlicher kennenlernen zu können.
Woran arbeitest du gerade?
Carolin: Zum einen arbeite ich in einem Projekt mit, das wir gemeinsam mit dem anderen Fraunhofer-Institut hier auf dem Campus, dem Fraunhofer FHR, durchführen. Darin geht es um Netzwerke von verschiedenen Radarstationen zur Weltraumüberwachung. Der Aufgabenbereich des FKIE liegt hier beim Radar-Ressourcen-Management. Spannend finde ich neben dem Thema, dass ich so direkt Einblicke in ein Projekt mit mehreren Partnern erhalte und lerne, was dazu gehört, beispielsweise in Sachen Projektmanagement und -organisation, und wie aufwendig die Planung eines mehrjährigen Projektes ist. Das zweite Forschungsvorhaben, an dem ich mitarbeite, ist aus dem Bereich Sensormanagement. Hier haben wir quasi bei Null angefangen zu programmieren und wissen auch noch nicht genau, wohin sich das Ganze entwickeln wird. Die Kombination aus beiden Projekten – einem sehr praktischen und einem eher grundlagenorientierten – gefällt mir wirklich gut.
Und wie sieht es mit einer Promotion aus? Wäre das auch etwas für dich?
Carolin: Ich könnte mir gut vorstellen zu promovieren und von dem, was ich bisher so mitbekommen habe, kann man das am Fraunhofer FKIE sehr gut: Es ist gewollt und man wird dabei auch unterstützt. Forschungsthemen, aus denen sich eine spannende Promotion entwickeln könnte, gibt es auf jeden Fall genug. Ich schaue in der nächsten Zeit, was ich an Themen mitbekomme und wo sich eine Frage ergibt, für die ich konkret eine Promotion anstoßen könnte. Ich möchte zusätzlich die Möglichkeiten nutzen, sich außerhalb der inhaltlichen Arbeitsthemen fortbilden zu können, auch im Hinblick auf eine Dissertation oder Publikationen. So habe ich z. B. schon an einem Seminar zum Schreiben wissenschaftlicher Paper auf Englisch teilgenommen.
Was gefällt dir am Fraunhofer FKIE besonders gut?
Carolin: Wir haben hier eine ganz lockere Atmosphäre, viele junge und sehr motivierte Leute, alles ist sehr gleichberechtigt und es gibt keine starren Hierarchien – man spürt und lebt diesen Teamgedanken wirklich, das ist toll. Außerdem arbeiten bei SDF neben mir auch noch einige andere Frauen, was in der Elektrotechnik eher selten ist. Klar, beeinflussen kann man das nicht wirklich, aber so ist es einfach schön. Besonders gefällt mir am Fraunhofer FKIE aber auch, dass das Umfeld ein bisschen familiärer ist als in einem großen Konzern, in dem es schnell unübersichtlich wird.
Was wünschst du dir für die Zukunft am FKIE?
Carolin: Auf jeden Fall persönlichen Kontakt, das ist gerade so das Dringendste. Wegen Corona – ich habe im Oktober 2020 angefangen – sehe ich die Mehrheit meiner Kolleginnen und Kollegen nur digital. Einen Alltag zusammen zu haben und sich mit einem/r Bürokollegen/-in kurz mal austauschen zu können, ist momentan so der alles überstrahlende Wunsch. Trotzdem hoffe ich, dass die Möglichkeit, ab und an im Homeoffice zu arbeiten, erhalten bleibt – für uns als Familie ist das sehr wertvoll.
An einem meiner ersten Tage am FKIE habe ich erfahren, dass man von den Gebäudedächern aus bei guter Sicht sogar den Kölner Dom sehen kann – diesem Gerücht möchte ich in meiner Zeit am Institut auf jeden Fall auch noch nachgehen!