»Souveräne nationale Clouds, die agieren, als wäre es eine«
Seit der Annexion der Krim 2014 durch Russland und dem Beginn seines Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 haben sich die europäische Sicherheitsordnung und in der Folge Auftrag und Ausrichtung der Bundeswehr maßgeblich verändert. Ihr »neuer alter« Kernauftrag ist wieder die Landes- und Bündnisverteidigung – und dies im engen Schulterschluss mit der NATO und ihren Mitglieds- und Partnernationen. Forschung im Rahmen der NATO schafft hierfür die erforderlichen Standardisierungen und Fähigkeiten, um das Bündnis einsatzbereit und überlegen für seine Verteidigungsaufgabe aufzustellen. So sind bruchfreie Kommunikation und Zusammenwirken im gemeinsamen Einsatz beispielsweise große Herausforderungen. An einer wichtigen Voraussetzung hierfür arbeitet die NATO-Forschungsgruppe »Edge Computing at the Tactical Edge« (IST-193): der Föderierung der unterschiedlichen nationalen Clouds.
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»Wie kann man Clouds in taktischen Netzwerken betreiben? Und wie baut man möglichst effiziente Cloud-Infrastrukturen für eine Föderation? Das sind Fragen, denen wir in unserer internationalen Forschungsgruppe nachgehen«, erläutert Gruppen-Co-Chair Thomas Kudla. »Jede Nation möchte die Hoheit über ihre Hardware und Cloud behalten. Unser Ziel ist daher die adaptive Föderation: eigenständige Clouds, die interagieren, als ob es eine wäre.« Seit zehn Jahren arbeitet der Diplom-Informatiker in der Forschungsabteilung »Informationstechnik für Führungssysteme« des Fraunhofer-Instituts für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE. Von Anfang an gehörte die Mitarbeit in NATO-Forschungsgruppen mit dazu. Eine überaus spannende und hoch motivierende Aufgabe, findet Kudla, erst recht in diesen geopolitisch konfliktreichen Zeiten.
Verankerung in der NATO STO
Zentrale Plattform für die multinationale Zusammenarbeit in der wehrwissenschaftlichen Forschung ist die NATO Science and Technology Organisation (STO). Unter ihrem Dach schaffen sieben technische Panels und eine Arbeitsgruppe Grundlagen für gemeinsame Standards und Konzepte. Das Fraunhofer FKIE als führendes deutsches anwendungsnah und wehrtechnisch forschendes Institut zählt zu ihren engagiertesten Unterstützern: An fast einem Viertel der aktuell rund 350 Aktivitäten der Organisation sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts beteiligt. Den eigenen Forschungsschwerpunkten entsprechend ist das Fraunhofer FKIE dabei besonders stark im Information Systems Technology (IST) Panel verankert, dem auch Kudlas Forschungsgruppe angehört.
»Die NATO-Arbeit macht wahnsinnig viel Spaß«, berichtet der Wissenschaftler. »Sechs Nationen sind an unserer Gruppe beteiligt. Das Team ist hochmotiviert. Alle haben dasselbe Ziel und jeder bringt ein für das Projekt relevantes Teil von Wissen gemäß dem eigenen nationalen Forschungsstand mit. Auf diese Weise entsteht großes neues Wissen.« Die Arbeit bringe zudem unterschiedliche Kulturen und Perspektiven zusammen: »Durch die Reisen, die mich bereits nach Finnland, Frankreich, Polen und Kanada sowie in die Niederlande und die USA gebracht haben, lernt man natürlich auch Land und Leute kennen und kommt einander als Nationen näher«, so Kudla.
Einbringen von KI- und Machine-Learning-Verfahren in Cloud-Architekturen
Als Group Co-Chair zeichnet der Informatiker und Senior Software Architect vor allem für die technische Konzeption und Software-Implementierung verantwortlich. Darüber hinaus unterstützt er Group Chair Harrie Bastiaansen von der Niederländischen Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung (TNO) beim fachlichen Management des Teams.
»Wir betreiben Grundlagenforschung für die NATO und untersuchen modernste Edge-Computing-Architekturen und -Implementierungen aus Industrie und Wissenschaft«, erklärt Bastiaansen. »Unser Ziel ist es, bewährte Praktiken zu ermitteln und eine Referenzarchitektur mit Fähigkeiten und Bausteinen für den Einsatz adaptiver Cloud-Technologie in taktischen Edge-Netzwerken zu entwickeln. Auch die Integration von KI und maschinellem Lernen in diese Architekturen ist hierbei ein wichtiger Betrachtungsgegenstand.« Aktueller Stand des Projekts ist, dass Prototypen einer föderierten Cloud vorliegen und getestet werden. Angesichts der hohen praktischen Relevanz des Themas werde die Projektgruppe nach ihrem offiziellen Auslaufen im April 2025 in jedem Fall fortgeführt, ist sich FKIE-Wissenschaftler Kudla sicher.