Extrem spannender Job: Lücken in der Cyber-Forensik schließen und Behörden bei aktiven Ermittlungen unterstützen

© Volker Lannert
Zum zweiten Mal erzielten Martin Lambertz und sein Kollege Jan-Niclas Hilgert im Juli 2018 den Preis für den besten wissenschaftlichen Beitrag zum »Digital Forensic Research Workshop USA« (DFRWS), einer der weltweit führenden Konferenzen für digitale Forensik.
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Alle zwei Jahre richtet das Fraunhofer FKIE auf dem Campus in Wachtberg ein Technologieforum aus, in dessen Rahmen einem exklusiv geladenen Fachbesucherkreis die aktuellsten Forschungsergebnisse des Instituts präsentiert werden. Bei der vergangenen Ausgabe im August 2018 stellten Martin Lambertz und Jan-Niclas Hilgert hier das von ihnen entwickelte Netzwerkdatenanalyse-Tool »pcapFS« vor.

Martin, warum arbeitest du gerne am Fraunhofer FKIE?

Martin: Hauptsächlich wegen des angenehmen Arbeitsumfeldes und der netten Kollegen. Das Klima ist toll, wir unternehmen hier auch nebenbei viel gemeinsam. Zudem, um aber zum Fachlichen zu kommen, forscht man am FKIE nicht ins Blaue hinein, sondern an Lösungen für konkrete Probleme. Hinterher siehst Du dann, dass Deine Arbeit auch etwas gebracht hat und an anderer Stelle weiterhilft. Das motiviert.

 

Wie sieht deine Arbeit in der Abteilung »Cyber Analysis & Defense« aus? Der Abteilungsname klingt ja schon sehr spannend.

Martin: In unserer Abteilung arbeiten wir daran, Lücken in der Cyber-Forensik und -Sicherheit zu schließen und diese leichter zugänglich für Ermittler zu machen. Teilweise unterstützen wir auch Sicherheitsbehörden in aktiven Ermittlungen. Das ist wirklich immer sehr spannend.

 

Wie sieht eine solche Unterstützung denn dann aus?

Martin: Die Behörden kommen auf uns zu, wenn sie selber keine Kapazitäten oder nicht das entsprechend geschulte Personal für bestimmte forensische Aufgaben haben. Einerseits sind das dann eher kurzfristige und sehr konkrete Aufgaben, wie zum Beispiel die Analyse einer Festplatte oder einer bestimmten Anwendung. Auf der anderen Seite unterstützen wir die Behörden aber auch bei längerfristigen Ermittlungen. Hier fallen dann unter anderem Aufgaben wie die Entwicklung neuer Werkzeuge und Methoden an. Ab und zu gibt es auch Fälle, die die Behörden ohne unsere Unterstützung ad acta legen müssten. Das motiviert dann besonders.

 

Und teilweise unterstützt ihr ja sogar in internationalen Ermittlungen?

Martin: Ja, beispielsweise bei der Zerschlagung von »Avalanche«. Die Botnetz-Infrastruktur hat weltweit Hunderttausende von privaten und geschäftlichen PCs und mobilen Endgeräten mit Schadsoftware infiziert. Das FKIE war am technischen Teil der Ermittlungen sehr stark beteiligt. Ende 2016 erfolgte dann ein zwischen den Sicherheitsbehörden weltweit konzertierter Zugriff. In mehreren Ländern gleichzeitig erfolgten Festnahmen und das Netz konnte zerschlagen werden.

 

Also arbeitest du vor allem wegen der hochspannenden Aufgaben beim FKIE?

Martin: Ja, das und weil man hier auch noch die Möglichkeit hat, eigene Forschung zu betreiben. Natürlich sollte diese in den Kontext des Instituts und seiner Ausrichtung passen. Das ist aber eigentlich immer gegeben. Die meisten Leute, die hier anfangen, tun dies, weil sie ebendiesen Kontext sehr interessant und spannend finden. Solange die Projektarbeit nicht leidet, haben wir hier ziemlich freie Hand. Und nicht selten fallen bei Nebenprojekten auch Dinge ab, die später finanziert werden.

 

Eure Abteilung ist eng mit der Informatik IV der Uni Bonn verzahnt. Wie läuft das genau?

Martin: Wir geben Vorlesungen und Seminare und wir betreuen Bachelor- und Master-Studenten bei ihren Abschlussarbeiten. So bin auch ich hier ans Institut gelangt. Etwa einmal in der Woche kommen die Studenten zu uns und wir besprechen Inhalt und Fortschritte ihrer Arbeit.

 

Gebt ihr die Themen für die Arbeiten vor oder können Studenten auch mit eigenen Themenvorschlägen zu euch kommen?

Martin: Beides ist möglich. Die Studenten können eigene Themen einreichen. Das zeigt dann schon, dass sie ein gewisses Eigeninteresse für das Thema mitbringen. Oder aber wir schlagen ihnen Themen vor. Das sind dann eher solche, die für das Institut und unsere eigene Forschung von Interesse sind. Laufen Abschlussarbeiten und Zusammenarbeit gut, haben die Absolventen oft auch eine gute Chance, als wissenschaftliche Mitarbeiter übernommen zu werden. So haben sie direkt eine feste Stelle und wir neue Mitarbeiter, die bereits mit unseren Forschungsthemen vertraut sind. Eine Win-win-Situation.