Bei LUCY handelt es sich um ein System, das an Drohnen angebracht werden kann, um die Einfallsrichtung bestimmter Geräusche, einschließlich menschlicher Hilferufe, zu bestimmen. Der akustische Sensor besteht aus einem unregelmäßigen volumetrischen Array von MEMS-Mikrofonen, einem sogenannten »Krähennest-Array«. MEMS-Mikrofone (Micro-Electro-Mechanical-Systems) sind kleine, leichte, preiswerte, aber vor allem leistungsstarke Mikrofone, die in vielen Geräten wie z. B. Mobiltelefonen verwendet werden. Wie sich gezeigt hat, reicht die Empfindlichkeit dieser Mikrofontypen aus, um impulsartige Geräusche wie Schreie zu erfassen. Sie ermöglichen die Realisierung eines kleinen, leichten und einfach zu tragenden Systems, unabhängig davon an welchem Drohnentyp es angebracht wird.
Das menschliche Ohr ist ein Sinnesorgan, das Schwingungen aufnimmt und sie an das Gehirn weiterleitet. Das Gehirn verarbeitet die Nervensignale und analysiert die empfangenen Schallinformationen, z. B. die Richtung, aus der ein Ton kommt, und die Hintergrundgeräusche. In ähnlicher Weise funktioniert LUCY, das aus Mikrofonen zur Aufnahme des Schalls und einer Signalverarbeitungseinheit zur Analyse der Schallinformationen und zur Schätzung der Einfallsrichtung der von den Verletzten erzeugten Geräusche besteht.
In bisherigen Arbeiten konnten bereits die Peilung und Lokalisierung von Impulsgeräuschen mit einem Experimentalsystem des Fraunhofer FKIE bestehend aus 32 Mikrofonen erfolgreich erprobt werden. Durch die Miniaturisierung der Sensorelemente können nun mehr MEMS-Mikrofone eingesetzt werden. Aktuell wird ein Demonstrator bestehend aus 64 Mikrofonen erstellt, welcher aufgrund seines modularen Aufbaus je nach Anwendung auch mit mehr oder weniger Mikrofonen betrieben werden kann. Für das Design der unregelmäßigen Geometrie des Mikrofonarrays werden vom Fraunhofer FKIE entwickelte Verfahren eingesetzt, um die Erfassungsreichweite sowie die Peil- bzw. Lokalisierungsgenauigkeit zu optimieren.
Derzeit wird zudem ein adaptives Filter entworfen, um verschiedenartige Geräusche voneinander zu unterscheiden. Hierbei sollen Störgeräusche wie z. B. Lärm von Hubschrauberrotoren oder Wind und Regen unterdrückt werden, um impulsartige Geräusche wie Schreie oder Klopfzeichen besser zu erkennen. Erste Versionen dieses Filters wurden bereits erprobt und haben sich bei der Erkennung impulsartiger Geräusche in Gegenwart anderer Geräusche sehr gut bewährt. Parallel dazu wird an der Implementierung einer verbesserten Geräuschdetektion gearbeitet. Diese nutzt eine Signalverarbeitung mit Methoden künstlicher Intelligenz (KI), um eine größere Genauigkeit und Zuverlässigkeit zu erzielen. So soll bei der Detektion besser zwischen Schreien und anderen Impulsgeräuschen unterschieden werden können. Der Einsatz KI-basierter Verfahren erfordert aber ein »Training« mit Referenzdaten.
Anschließend werden die Einfallswinkel der Geräusche mit einer Technik namens »Coherent-Beamforming« in Azimut und Elevation bestimmt. Bei einer geeigneten Bewegung der Drohne in der Luft lassen sich die Rettungsrufe einer Person aus verschiedenen Richtungen erfassen und so aus den gemessenen Einfallswinkeln (Peilungen) der genaue Standort der Person durch Schnitte der Peilstrahlen ermitteln. In aktuellen Arbeiten wird diese Funktion erprobt.