Das Vorgängerprojekt TAFinA wurde in mehreren Schritten von der Theorie in die Praxis gebracht. Zunächst wurde eine theoretische Grundlage geformt, woraufhin die ersten Basistestfälle entworfen wurden. Diese wurden in einem dafür entwickelten Simulatoraufbau gemeinsam mit Fahrern der Bundeswehr erstmalig durchfahren (Abbildung 4). Gleichzeitig wurden die Testfälle auch in der Realität mit der Hilfe von Roboterplattformen erprobt. So wurde eine Liste von Variablen, wie zum Beispiel der Wetter- und Straßenverhältnisse, der verschiedenen Rollen und Bewertungskriterien erarbeitet, um einen Testfallkatalog zu erstellen. Die entwickelten Testfälle wurden beschrieben und grafisch ausgearbeitet (Abbildung 5).
Um den ersten Schritt in die Realität zu machen, wurden zwei Robotik-Plattformen beschafft, mit deren Hilfe die Testfälle im kleinen Format dargestellt werden können (Abbildung 6). So können die Umwelteinflüsse und die technischen Herausforderungen wie z. B. die Qualität und Stabilität der Funkverbindungen unter den Fahrzeugen in den jeweiligen Testfällen identifiziert werden. Das Projekt EKOHOK baut auf diesen gelegten Grundlagen auf und entwickelt diese weiter. Denn die erstellten Testfälle sollen einerseits dazu dienen einzelne Automationssysteme zu überprüfen, aber ebenfalls verschiedene Autonomiekits miteinander vergleichen zu können. Ein einzelner Testfall, z. B. das Anfahren des Konvois, stellt allerdings einen, im Vergleich zu einer tatsächlichen Konvoifahrt, zeitlich kurzen Ausschnitt dar. Um einen möglichst natürlichen Ablauf der Versuche zu erreichen, ist folglich eine Verknüpfung mehrerer Testfälle zu einem Prüfschema sinnvoll (vgl. Abbildung 2). Durch die Kombination mehrerer Testfälle wird die Überprüfung der Systeme effizienter gestaltet und bildet die Realität einer Konvoifahrt deutlicher ab.
Auf die Theorie der Testfälle und Prüfschemata folgte der Sprung in die Praxis mittels deren Anwendung im Realversuch. Drei Prüfschemata wurden auf einen Konvoi aus zwei mit dem InterRoC-System ausgestatteten Fahrzeugen der Bundeswehr angewendet. Die Untersuchung fand in Kooperation mit der U6.2 des BAAINBws, Rheinmetall Landsysteme (RLS) und dem Zentrumkraftfahrtwesen der Bundeswehr (ZKfWBw) auf dem Bundeswehrgelände in Bad Fallingbostel statt. Die Schemata wurden auf einer ca. 5 km langen Strecke angewendet und zu Vergleichszwecken mehrfach mit Soldaten der Bundeswehr im manuellen Modus, sowie mit eingeschalteter Automation abgefahren. Die Fahrten wurden mittels unterschiedlichster Sensoren aufgezeichnet, um Auffälligkeiten im Verhalten des Fahrsystems erkennen zu können. Mittelpunkt der Datenaufzeichnung bildeten dabei mehrere Kameras, welche im Außenbereich das Verhalten des Automationssystems sowie in der Fahrerkabine die Aktionen der Probanden dokumentierten.
Hinsichtlich der Nutzung der Prüfschemata fiel das Fazit positiv aus. Die Kombination aus Testfällen konnte eine gute Vergleichbarkeit und Reproduzierbarkeit herstellen bei einer gleichzeitig hohen Realitätsnähe. Die Ergebnisse der Interviews zeigen, dass noch vorhandene technische Probleme des Systems die Durchführung der Aufgaben erschwerten. Für die Gestaltung der Bedieneroberfläche wurden Änderungswünsche durch die Probanden geäußert.
Basierend auf den Ergebnissen der Analyse der Benutzerschnittstelle wurde eine Neukonzeptionierung des Interfaces vorgenommen, welche implementiert und anschließend mittels Simulation hinsichtlich der Nutzerfreundlichkeit sowie der Bedienbarkeit untersucht wurde. Hierfür wurde eine neue Simulation in einer weiteren Ausbaustufe aufgebaut und mit einer Bewegungsplattform kombiniert, um so den Einfluss der Fahrdynamik auf die verschiedenen Aufgaben beim Führen oder Überwachen eines solchen Konvois zu überprüfen (siehe Abbildung 8). So kann z. B. die Bedienbarkeit der Benutzerschnittstelle während der Fahrt bewertet werden. Die Erprobung fand mit Soldaten der Logistik- und Versorgungsbataillonen der Bundeswehr statt. Die neu entwickelte Schnittstelle wurde zudem mit Hilfe des Realaufbau mit zwei UGV’s evaluiert, um das Potenzial des Interfaces sowie eines Testfallkatalogs für weitere Anwendungsfälle aufzuzeigen wie z. B. automatisierte Fahrfunktionen in Kampfsystemen oder in automatisierten unbemannten Plattformen, die dem abgesetzten Soldaten folgen oder aus der Distanz überwacht werden.